Ablauf einer Mediation

Mediation ist ein strukturiertes Verfahren, in dem die beteiligten Konfliktparteien in Zusammenarbeit mit dem allparteilichen Mediator alle Themen, die sie im Konflikt beschäftigt und ansprechen wollen, in einer sicheren und wertschätzenden Umgebung zur Sprache bringen können. Die Rolle des Mediators ist dabei die eines Moderators und Übersetzers, der für den Rahmen des Gespräches Sorge trägt, aber nichts zu dessen Inhalt beiträgt. Kernpunkt der Mediation ist die konstruktive Konfliktgestaltung durch die beteiligten Parteien auf freiwilliger Basis. Dafür ist es hilfreich, wenn die Konfliktparteien gleichermaßen anwesend sind. Es mag Situationen im Mediationsprozess geben, in denen Einzelgespräche eine sinnvolle Ergänzung sind. Eine Mediation mit nur einer beteiligten Konfliktpartei ist im eigentlichen Sinne keine Mediation. Sollte diese Situation jedoch auf sie zutreffen, ist für sie eventuell das Thema Konfliktbegleitung interessant.

Ein Mediationsprozess gliedert sich in fünf aufeinander folgende Phasen unterschiedlicher Dauer und Intensität.

1. Auftragsklärung

Der erste Schritt auf dem Weg zur Bearbeitung der Konfliktsituation ist die Kontaktaufnahme mit dem Mediator. Idealerweise sprechen sich die Medianten im Vorfeld darüber ab. Oft ist es aber so, dass eine der Konfliktparteien die Initiative ergreift und ein erstes Gespräch mit dem Mediator führt. In diesem Gespräch wird geklärt, ob der Mediator mit entsprechendem Einverständnis die anderen Parteien für die Absprache eines gemeinsamen Termines kontaktiert. Bei diesem ersten Treffen stellt der Mediator die Rahmenbedingungen und den Ablauf  einer Mediation vor. Es wird darüber gesprochen, welches Ziel die Mediation haben soll und wie sich der Konflikt, den es zu bearbeiten gilt, darstellt. Nach diesem ersten Eindruck fällt die Entscheidung, ob alle Beteiligten bereit sind, sich auf einen Mediationsprozess einzulassen.

2. Themen und Sichtweisen sammeln

Im zweiten Schritt werden die einzelnen Themen und Aspekte gesammelt, welche die Medianten in ihrem Konflikt umtreiben. Gemeinsam mit dem Mediator werden diese Themen strukturiert, gegebenenfalls gewichtet und in eine Agenda gebracht. Jede Konfliktpartei hat ausreichend Zeit und Gelegenheit alle Aspekte der Themen aus ihrer individuellen Perspektive zur Sprache zu bringen. Der Mediator trägt dafür Sorge, dass jeder Teilnehmer den Raum wahrnehmen kann, den er benötigt um seine Sichtweise darzulegen. Er stellt Rückfragen und fasst die Gesprächspunkte zusammen und stellt damit sicher, dass keine Themen und Aspekte vergessen werden.

3. Konflikterhellung

Im dritten Schritt sind alle Beteiligten eingeladen, ihre hinter den ausgesprochenen Sichtweisen liegenden Gefühle zur Sprache zu bringen. Auch hier ist der Mediator einfühlsamer Unterstützer, um mit den Medianten jeweils herauszuarbeiten, welche unerfüllten Bedürfnisse ihren Gefühlen und Positionen in dem Konflikt zugrunde liegen. Dieser Teil der Mediation nimmt erfahrungsgemäß den größten Raum ein. Er bietet das Potenzial, die anderen Konfliktpartei daran teilhaben lassen zu können, was den Einzelnen jeweils berührt, welche Bedürfnisse bisher unerfüllt blieben. Der Mediator ermutigt an dieser Stelle die Medianten, Verantwortung für ihre Bedürfnisse zu übernehmen und sie in Worte zu kleiden.

4. Lösungswege ausloten

Wenn die vorherige Phase in eine gegenseitigen Anerkennung mündete, so ist es nun den Medianten möglich, in gemeinsamer Verantwortung nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen, ohne wie bisher Vorschläge des anderen als Affront, Angriff oder Demütigung abzuwehren. Mit geeigneten Techniken werden gemeinsame Strategien entwickelt, die alle Bedürfnisse der Beteiligten erfüllen. An dieser Stelle zeigt sich oft, das bestimmte Aspekte des Konfliktes nicht mehr so drängend wichtig sind, wie ursprünglich vermutet, da sie im vorherigen Schritt eine angemessene Würdigung erfahren haben. Das ist unter Umständen bereits ausreichend, um den Blick für andere Aspekte erweitern zu können.

5. Vereinbarungen treffen

Sind angemessene Strategien und Handlungsmöglichkeiten entdeckt und geklärt worden, wird über das weitere vorgehen eine Vereinbarung zwischen den ehemaligen Konfliktparteien getroffen. Insbesondere wenn diese Vereinbarungen Veränderungen von Verhalten und Gewohnheiten beinhalten sollten, kann es sinnvoll sein, dass die Medianten sich regelmäßig mit dem Mediator treffen und gemeinsam die Umsetzung der Vereinbarungen überprüfen und gegebenenfalls nachjustieren. In aller Regel entwickeln die Medianten im Laufe dieses Prozesses ein so hohes Maß an Konfliktlösungskompetenz, dass für diese Nachjustierung der Mediator nicht unbedingt zugegen sein muss.

Wenn Sie Fragen zum Ablauf einer Mediation haben, nehmen Sie gerne Kontakt zu mir auf.